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Produktionsempfehlungen

Bevor wir auf die Produktionsempfehlungen eingehen, hier die wichtigsten Begriffe, welche anschliessend teilweise vorkommen und im engen Zusammenhang zueinander stehen. Damit die Empfehlungen verständlich sind, sollte man diese kennen. Auch wird hier die Frage, wie viel Headroom sinnvoll ist, beantwortet.

Falls du dich mit der Einheit Bell / Dezibel (dB) und den verschiedenen Referenz-Pegeln der Tontechnik nicht auskennst, recherchiere dies doch für das weitere Verständnis.   

Begriffe 

Grundrauschen (Noise Floor) :
Jedes analoge Gerät wie zB. ein Wandler oder ein Mikrofon hat ein Grundrauschen. Dies ist die untere Grenze des technischen Übertragungsbereiches. Wenn nun ein Pegel diese Grenze überschreitet, beginnt die sogenannte maximale Systemdynamik in der Analogtechnik.

Rauschabstand (Signal to Noise Ratio) : 
Der Rauschabstand ist die Masseinheit für die technische Qualität eines Nutzsignals, welches in einem Rauschsignal eingebettet ist. Den Abstand zwischen dem Mittelwert des Grundrauschens und dem Mittelwert des Nutzsignals definiert den Rauschabstand.

Systemdynamik / Dynamikumfang :
Wie bereits erwähnt, beginnt die maximale Systemdynamik, wenn das Grundrauschen überschritten wurde. Die obere Grenze der maximalen Systemdynamik ist die Aussteuerungs-Grenze (+24dbu).

Die (effektive) Systemdynamik bezeichnet den Bereich zwischen Footroom und Headroom, welche als Sicherheitsabstand eingerechnet werden, um die technisch gesehen bestmögliche Qualität des Signals zu gewährleisten.

Anders als in der Digitaltechnik, wo 0dBFS die Aussteuerungsgrenze ist und beim Überschreiten dieser sofort unschöne, nicht harmonische Verzerrungen (Clipping) entstehen, ist 0dBu in der Analogtechnik die Schwelle zum Headroom. Hier wird oft ganz bewusst höher ausgesteuert um (färbende) harmonische Verzerrungen hinzuzufügen. Die Verzerrung des Signals ist im analogen Bereich ein fliessender Prozess.



Bei der Digitalisierung wird ein analoges Zeit-/ und Wert-kontinuierliches Signal in ein digitales Zeit-/ und Wert-diskretes Signal umgewandelt. Auf die A/D Wandlung werde ich jedoch nicht weiter eingehen.

Also erhalten wir nach der Wandlung ein digitales Signal mit fixen Abtastungspunkten, welche die Zeit-/ und Amplituden-Werte erfasst hat.

Pro einem Bit ergeben sich 6dB an Dynamik, ein File mit 16 Bit hat also einen Dynamikumfang von 96dB und ein File mit 24 Bit bereits 144dB. Ein File mit 24 Bit, welches voll ausgesteuert ist, kann die Dynamik in (2²⁴) 16`777`216 Werten abbilden. Ein 16 Bit File in (2¹⁶) 65`536​ Werten. Ist das 16 Bit File nun 6dB leiser, bleiben noch 15 Bit an Dynamik und somit (2¹⁵) 32`768 Werte um die Dynamik abzubilden.

In einem 24 Bit File hat man einen so grossen Dynamikumfang, dass es fast unmöglich ist, Probleme mit der Auflösung oder dem Rauschabstand zu bekommen. Man müsste extrem leise aussteuern, damit dies im Mastering problematisch werden könnte und zu wenig Dynamik für weitere Bearbeitungen bleibt. Man bedenke, wenn ein 24 Bit File auf -48dBFS ausgesteuert ist (was extrem leise wäre), bleibt immer noch ein Dynamikumfang eines voll ausgesteuerten 16 Bit Files.

Als Vergleich : Der Dynamikumfang des menschlichen Hörbereiches liegt theoretisch bei 120dB-140dB, ab 120 dB(A) besteht jedoch schon eine sehr hohe Verletzungsgefahr. Dieser Wert liegt bei den meisten Menschen jedoch deutlich über der Schmerzgrenze. Der effektive Dynamikumfang liegt ca. bei 100dB. Dieser geht von leisen Atemgeräuschen 10dB(A) bis zu einer lauten Kettensäge 110dB(A), was von den meisten bereits als unangenehm laut empfunden wird. 

Wähle also ein Headroom, welcher für dich stimmt, so dass du bei der Aufnahme/Produktion gut arbeiten kannst und sicherlich nicht übersteuerst. Arbeite so, dass du auch keine Limiter, Clipper usw. anwenden musst um diesem vorzubeugen. Ausser du möchtest so einen bestimmten Effekt erreichen und diese als künstlerische Klanggestaltung anwenden.

Produktionsempfehlungen

Bei Musikproduktionen empfehle ich in 44.1 kHz / 24 Bit zu produzieren, ausser es wird zB. ein Hi-Res Format oder eine Vinyl-Produktion angepeilt. Bestmöglich wird immer in dem Format des Zielmediums produziert und Samplingrate sowie Bittiefe nie verändert. Bei Produktionen mit verschiedenen Zielmedien, welche unterschiedliche Anforderungen haben, empfehle ich in der höchsten verlangten Samplingrate zu produzieren. Bei CD-Produktionen empfehle ich in 44.1 / 24 Bit zu produzieren.

Das Downsampling wie auch das Herunterrechnen der Bittiefe mittels Dithering sollte immer vom Mastering Engineer vorgenommen werden!!!

Einpegeln : Bei der Erstellung von Aufnahmen empfehle ich möglichst "laut" einzupegeln. Richtwerte sind
-12dBFS bis -6dBFS und maximale Peaks bei höchstens -6dBFS bis -3dBFS. So bleiben immer noch mindestens 3dB Headroom, falls eine Pegelspitze doch mal darüber hinausschiesst. Bei sehr dynamischen Produktionen, wie auch wenn Plugins oder Hardware eingeschlauft sind und mit aufgenommen werden, empfehle ich -18dBFS bis -12dBFS mit maximalen Peaks von -6dBFS anzupeilen. Auch wenn Audiogeräte in der heutigen Zeit sehr rauscharm sind, hat man so eine möglichst grosse Signal to Noise Ratio und die Systemdynamik wurde optimal ausgenutzt.

Bei der Produktion mit Software-Synthesizern, sollte man ebenfalls ein Auge auf den Output Gain werfen. Viele dieser Synthesizer, wie zB. Serum oder Omnisphere übersteuern bereits bei den hauseigenen Standard-Presets. Dies hat zur Folge, dass folgende Plugins in der Signalkette zu "heiss" angefahren werden, klanglich schlechter klingen, wie auch deren Workflow verschlechtert wird.  

Mixdown : Im Mixing Prozess, empfehle ich als erstes ein Gain-Staging vorzunehmen. Dies hat zwei signifikante Vorteile. Zum einen befindet man sich dann in einer Range, bei welcher die Plugins am besten angesteuert werden, dem sogenannten Sweetspot. Dieser liegt je nach Plugin zwischen -20dBFS RMS und -14dBFS RMS. Der zweite grosse Vorteil ist eine viel feinere Faderauflösung in den Mixerkanälen, da im oberen Bereich die dB Abstufungen viel grösser sind. So hat man nicht das Problem, dass die Fader sehr weit nach unten gezogen werden müssen und kleinste Veränderungen grosse Pegelunterschiede bewirken.

Während des Mixings empfehle ich in der Summe (Masterkanal) ca -10dBFS RMS anzupeilen. Dann sollten die Peaks im Normalfall etwa -6dBFS erreichen, werden aber sicher nicht über -3dBFS hinausschiessen.

Bei elektronischen Produktionen steuere ich oft so aus, dass das Kick und Bass Segment bei ca -10dBFS RMS liegt. Kick und Bass verfügen über die meiste Energie im Song. Wenn nun die anderen Elemente hinzukommen, liegt man am Schluss bei etwa -6dBFS bis -3dBFS.

Auch kann ich je nach Genre empfehlen einen Limiter auf der Summe zu verwenden. Dies erhöht bereits die Lautheit und man bekommt schon mal eine Ahnung, in welche Richtung das Endprodukt geht. Dieser sollte je nach Genre gar nicht eingreifen, mal eine Spitze abfangen oder schon eine leichte Limitierung vornehmen. Wichtig ist, diesen vor dem Exportieren des Mixdowns wieder zu entfernen oder Bypass zu schalten!

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